Ob sich Bischöfin Fehrs kritisch mit dem Absolutismus1 und mit dem „Sonnenkönig“2 auseinandergesetzt hat, ist nicht überliefert. Auch nicht, ob ihr Bewunderer und „Mäzen“, Prof. Dr. Dr. Andreas Barner3, und ihre anderen Gefolgsmänner und -frauen im Rat der EKD das haben. Als Ältester im Rat durfte Prof. Barner der Synode die Nominierung von Bischöfin Fehrs bekanntgeben. Das tat er — und fügte für das sich vermutlich wundernde, aber darüber gänzlich verstummte Kirchenvolk hinzu: „Der Rat hat in seiner Sitzung, auch mit den neu gewählten Mitgliedern, über die durch das Schreiben, des offen Brief [genau transkribiert!], den wir alle kennen, aufgeworfenen Fragen gesprochen und ist nach Abwägung der Umstände und des klaren Informationsschreibens der ‚Fachstelle Sexualisierte Gewalt im Kirchenamt‘ zur Schlussfolgerung gekommen, sich die Einschätzung der Fachstelle zu eigen zu machen. Ich zitiere: ‚Vor dem Hintergrund der bei der EKD nun vorliegenden Informationen sehen wir für das in einem offenen Brief Bischöfin Fehrs vorgeworfene Fehlverhalten keinerlei Anhaltspunkte.‘ Diese Schlußfolgerung entspricht dem Bild, das sich die länger dienenden Ratsmitglieder über viele Jahre von Frau Fehrs machen konnten. Bischöfin Fehrs hat das Thema der sexualisierten Gewalt für die EKD klar vertreten und die Fehler, die in der Kirche gemacht wurden, offen und transparent dargestellt und eingestanden. Und sie hat für die EKD die Position des Rats zu Fragen der Aufarbeitung und der Korrektur aktiv und überzeugend übernommen. Mich hat sie dabei immer wieder ganz besonders beeindruckt. Die Mitglieder des Rats der EKD sind dankbar, dass Bischöfin Fehrs und Bischof Bilz bereit sind, sich zur Wahl zu stellen. Dankbar, nicht zuletzt, um die enorme Belastung, die diese Ämter mit sich bringen, wissend.“4
Falsch unterrichtete Deutsche Presse-Agentur (dpa)
Allerdings hat Prof. Barner nicht gesagt, „Die Vorwürfe gegen sie würden aber jetzt extern untersucht“, wie DIE ZEIT5 berichtete.
Dankenswerterweise hat DIE ZEIT in diesem Artikel auf mich verwiesen: „Der Hamburger Psychologe Thies Stahl bezeichnet Fehrs auf seiner Website als ‚Chef-Saboteurin der Missbrauchsaufarbeitung‘.“ Weniger dankenswert ist die Tatsache, dass DIE ZEIT mir die Kommentarfunktion gesperrt hat und ich die Falschmeldung, die Ansprache von Prof. Barner betreffend, nicht richtigstellen konnte: DIE ZEIT hatte sie von der Deutschen Presse-Agentur (dpa) übernommen, in der es hieß: „Der Rat schlug Fehrs dennoch als EKD-Ratsvorsitzende vor, weil es aus seiner Sicht für das vorgeworfene Fehlverhalten keinerlei Anhaltspunkte gebe. Dies hätten externe Prüfungen ergeben.“6
Es gab keine externe Prüfung, sondern nur eine kircheninterne. Eine extrem fehlerhafte „Einschätzung“7 der “Fachstelle Sexualisierte Gewalt im Kirchenamt“. Bei dieser handelt es sich um eine Bischöfin Fehrs und ihrer Kirchenleitung unterstellte Abteilung der EKD.8
„Externe kircheninterne Prüfung“
Eine externe Untersuchung ist ja gerade das, was fehlt, bzw. überhaupt eine Untersuchung durch Menschen, die nicht Bischöfin Fehrs unterstellt sind.
Sonst ist es, als hätte Honecker zu Mielke gesagt, „Ich werde kritisiert!“, und Mielke dann zum DDR-Volk, „Wir sehen für das dem Vorsitzenden vorgeworfene Fehlverhalten keinerlei Anhaltspunkte.“ Oder, als hätte die Regierung zum ihr unterstellten RKI gesagt, „Könnt ihr bitte mal die von uns verordneten Maßnahmen aus fachlicher Sicht begründet, ‚kritisch‘ würdigen?“
Das fehlerhafte Schreiben der „Fachstelle Sexualisierte Gewalt“ wurde vor den Synodalen versteckt
In der versteckten YouTube-Videobeschreibung gibt es keinen, wie im Synoden-Plenum angekündigt, Bericht der „Anwältin des Publikums“ mit den Stimmen der Betroffenen. Dafür gibt es einen Hinweis auf ein „Informationsschreiben der Fachstelle Sexualisierte Gewalt“, verbunden mit einem Download-Link, den die meisten der Synodalen und Ratsmitglieder sicher nicht gerne anklicken: https://we.tl/t-tuCdNpaZwt. Sehr gut versteckt, da nicht gerade barrierearm: Erst kommt eine Warnung, ob man wirklich YouTube verlassen will und dann kommt man/frau auf die Registrierungs- und Anmeldungsseite eines Portals, das sicher nur die wenigsten Syndalen kennen. Besagtes Schreiben9 werden die Petentin und ich, da es Fehler und echte Falschaussagen enthält, demnächst hier in meinem Blog10 kommentieren.
Die der Synode versprochenen Stimmen der Betroffenen sind untergegangen
Ich habe Frau von Weiler unter info@innocenceindanger.de angeschrieben. Wer auch gerne die von ihr verlesenen „Stimmen der Betroffenen“ schriftlich hätte, kann sie ja auch anschreiben.
Die EKD hinkt hinterher. Sie muss ja auch viel lesen…
Der „Offene Brief“, von dem Prof. Barner — sich verhaspelnd, als spreche er angstvoll von „denen, deren Namen nicht genannt werden dürfen“11 — hier spricht, ist nicht der von der „Anwältin der Betroffenen“ wunderbar laut und deutlich vorgelesene12 Brief an die Synodalen vom gleichen Tag. (Hier ist die betreffende Mail noch einmal zum Nachlesen.)
Genauso wenig meinte er unsere Offenen Briefe vom 02.11.2024 („Bischöfin Fehrs ist schon jetzt die Chef-Saboteurin der Missbrauchsaufarbeitung“) und vom 06.11.2024 („Käme die Wahl einer Ratspräsidentin Fehrs einer Amnestie der Verbrechen von Bischöfin Fehrs gleich? Letzter Offener Brief an die Synode und den Rat der EKD“). Die hat die Fachstelle nicht kommentiert und wohl auch noch gar nicht zur Kenntnis genommen.
Prof. Barner bezog sich in seiner Ansprache an die Synode auf den ersten unserer drei Offenen Briefe vom 01.08.2024 („‚Der Fisch stinkt vom Kopf‘. Offener Brief an die EKD-Ratsmitglieder und die Leitung der Nordkirche.“).
Viel zu lesen haben die Kirchenmenschen tatsächlich. Unsere „Materialsammlung“13 ist mit zur Zeit 864 Seiten so umfangreich wie die ForuM-Studie14.
- Siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Absolutismus. ↩
- Siehe https://www.planet-wissen.de/geschichte/persoenlichkeiten/ludwig_der_vierzehnte_der_sonnenkoenig/index.html und Absolutismus unter dem Sonnenkönig https://www.youtube.com/watch?v=jlr-oxi1Bw8. ↩
- Siehe https://www.ekd.de/barner-andreas-68673.htm. ↩
- Siehe ab Minute 6:20: https://youtu.be/DLuWtqrv6_Q?t=380. ↩
- Siehe https://www.zeit.de/gesellschaft/2024-11/synode-evangelische-kirche-kirsten-fehrs-sexualisierte-gewalt-aufarbeitung. ↩
- Siehe https://www.zeit.de/news/2024-11/12/bischoefin-kirsten-fehrs-zur-ekd-ratsvorsitzenden-gewaehlt. ↩
- Siehe noch einmal ab Minute 6:20 in https://youtu.be/DLuWtqrv6_Q?t=380 und hier. ↩
- Siehe https://www.ekd.de/fachstelle-sexualisierte-gewalt-57194.htm. ↩
- Siehe Informationsschreiben Fachstelle Sexualisierte Gewalt und auch das ebenso fehlerhafte und irreführende Schreiben des kirchlichen Pressdienstes IDEA vom 12.11.2024. ↩
- Siehe https://www.thiesstahl.de/category/missbrauch-im-verein-dvnlp-und-ev-kirche/. ↩
- Siehe hier. ↩
- Siehe ab Minute 15:01 https://youtu.be/RsvhXqW-PoQ?t=901. ↩
- Hier und auch auf „Oberstes Gebot Täterschutz. Evangelische Kirche lässt Missbrauchsaufarbeitung scheitern“. ↩
- Siehe „ForuM-Studie“ und als PDF. ↩