EKD-Ratspräsidentin Kurschus wird nicht nur erklären müssen, wann genau sie was über die gegen einen Kirchenmitarbeiter, ihren persönlichen Freund, vorgebrachten Vorwürfe gewusst hat1, sondern warum sie die nach ihr ranghöchste Repräsentantin der evangelische Kirche, die stellvertretende Ratspräsidentin Bischöfin Fehrs seit ihrem Amtsantritt vor zwei Jahren deckt und gegen ihre EKD-Leitungskollegin eingereichte Beschwerden unter den Tisch fallen lässt.2
Als bis in alle Details mit einem von Bischöfin Fehrs geleiteten und vor ihr offensichtlich absichtlich „gegen die Wand gefahrenen“ Missbrauchsaufarbeitungsprozess vertrauter Chronist ist mir nach dem Bekanntwerden der gegen Ratspräsidentin Kurschus erhobenen Vorwürfe, neben etlichen anderen, eine weitere mögliche Erklärung dafür in den Sinn gekommen, warum Ratspräsidentin Kurschus die gegen ihre Kollegin Bischöfin Fehrs eingereichten Beschwerden hartnäckig ignoriert, sie nicht behandelt und noch nicht einmal deren Empfang quittiert:
In der „Causa Fehrs“ wird das gleiche Grundmuster wie in der „Causa Kurschus“ erkennbar. In beiden Fällen besteht der Verdacht, dass jeweils eine des sexuellen Missbrauches und der sexuellen Gewalt verdächtigte Person – in der „Causa Fehrs“ ein Pastor und persönlicher Freund der Bischöfin, in der „Causa Kurschus“ ein Kirchenmitarbeiter, den sie „sehr gut“ kennt – auf Kosten und zu Lasten der Betroffenen unbehelligt im dunklen Hintergrund der Kirche in Deckung bleiben kann, darf, soll oder muss.
In die „Causa Fehrs“ kann zumindest schon mal etwas Licht gebracht werden: Für das Buch „Oberstes Gebot Täterschutz. Evangelische Kirche lässt Missbrauchsaufarbeitung scheitern“, das ich zusammen mit der betreffenden Petentin als Dokumentation der „Causa Fehrs“ schreibe, gibt es hier eine umfangreiche Materialsammlung. Sie ist seit dem 31.01.2023 öffentlich zugänglich, damit die namentlich genannten Verantwortlichen sie kommentieren können – was bisher nicht geschah.